Bärlauch

Text: Friedmunt Sonnemann / Fotos: Markus Fahl

Bärlauch

Bärlauchanbau im Hausgarten

War noch vor wenigen Jahrzehnten der Bärlauch (Allium ursinum) fast nur Menschen mit fundierten botanischen Kenntnissen bekannt, so ist er inzwischen längst ins allgemeine öffentliche Interesse gerückt. Wer kennt nicht Bärlauchpesto, Bärlauchkäse, Bärlauchquark,....?

Dennoch wird bis heute Bärlauch selten in Kultur genommen. Das könnte sich jedoch ändern.

Für den Erwerbsanbau ist das größte Hemmnis zweifellos die Tatsache, das es sich hier um eine Schattenpflanze handelt. Als echt Waldpflanze möchte Bärlauch am liebsten Vollschatten oder doch zumindest Halbschatten unter Laubbäumen haben. Das bei einem feldmäßigen Anbau zu simulieren, ist zweifellos sehr aufwendig.

Bärlauchjungpflanzen

Für den Hausgarten könnte die Schattenliebe des Bärlauchs hingegen sogar zu einem Plus werden. Wer hat nicht irgendwo in seinem Garten eine schattige Ecke unter einem Kirschbaum oder dergleichen, wo sonst nicht viel wächst? Auch mit schattigen Mauerecken ließe sich durchaus experimentieren. Unter Nadelbäumen allerdings ist der Versuch zwecklos. Denn erstens fehlt hier das Sonnenlicht im zeitigen Frühling, wenn die Bärlauchblätter aus dem Boden kommen. Vor allem aber benötigt Bärlauch humosen Boden, wie er unter Laubbäumen, wenn nicht gepflegt wird, automatisch entsteht. Nadelbäume erzeugen unter sich einen sehr kargen Boden. 

Was jedoch bisher vermutlich das größte Hemmnis für den Bärlauchanbau im Hausgarten gewesen ist, ist das eigenwillige Keimverhalten dieser Wildpflanze. Zunächst einmal handelt es sich beim Bärlauch um einen Frost- oder besser gesagt Kaltkeimer. Das bedeutet, dass die Samen erst einmal ausführlich Winterkälte im Boden benötigen, um dann im kommenden Frühling zu keimen. So weit ist es in Fachkreisen allgemein bekannt. Was jedoch bisher kaum jemandem bekannt ist, ist die Tatsache, dass der Bärlauch auch unter den Kaltkeimern (von denen es in unserer Flora Hunderte gibt) eine Sonderstellung einnimmt. Denn die Samen benötigen nach der Aussaat zunächst noch eine lange und ausführliche Sommerwärme im Boden, ehe die Winterkälte einsetzt. 

Eine gewisse Warmperiode am Anfang ist für viele Kaltkeimer nötig, jedoch genügt es bei den meisten Arten, dass die Samen vor der Kaltperiode noch einige warme Oktobertage im Boden erleben. Nicht so beim Bärlauch: Werden die Samen nicht spätestens im August in den Boden gelegt, ist damit zu rechnen, dass nichts oder fast nichts keimt. Allenfalls im übernächsten Jahr noch. 

Erschwerend kommt noch die sehr kurze Lebensdauer von Bärlauchsamen hinzu. Sind die Ende Juni geernteten Samen auch nur ein Jahr lang gelagert worden, so wird schon nichts oder fast nichts mehr keimen. Somit müssen die Samen nach der Ernte innerhalb von zwei Monaten ausgesät werden. 

Wer also im Januar Bärlauchsamen angeboten bekommt, lässt besser die Finger davon. Sie werden zur Aussaatzeit schon nicht mehr keimfähig sein. Sät man jedoch frisches Saatgut zur rechten Zeit am rechten Ort aus, so ist mit bester Keimung zu rechnen. 

Meistens reicht es, wenn die Samen einfach breitwürfig auf den offenen Boden gestreut werden, ohne unterzuharken. Alles weitere besorgt im Herbst der Laubfall. 

Bärlauchblüte über Königskerzenblatt

Meistens reicht es, wenn die Samen einfach breitwürfig auf den offenen Boden gestreut werden, ohne unterzuharken. Alles weitere besorgt im Herbst der Laubfall. 

Schon im März schicken dann zahlreiche junge Pflänzchen ihr einziges, kaum 2cm großes, lanzettförmiges Keimblatt aus der Erde. Bis hieraus ein beerntbarer Bestand wird, muss man sich jedoch noch einige Jahre gedulden. Dann jedoch erfreut uns der Bärlauch Jahr für Jahr mit einer üppigen Ernte. Übrigens sind auch die schönen weißen Blüten essbar. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung können auch zur Blütezeit und danach die Blätter noch verwendet werden. Wenn auch sie dann nicht mehr ganz so gehaltvoll sind. Den ganzen Frühling über täglich frische Bärlauchblätter in Salaten, Suppen, Soßen oder aufs Brot.... wer das einmal erlebt hat, wird es nicht mehr missen wollen.

 

 

Hier gehts zum Saatgut…