Probieren ist Studieren
denn alles Lebendige ist im kontinuierlichen Wandel

Erste Samenernte in Sicht
Feldsalat reift schon im Frühjahr ab, kurz bevor die Zuckerschoten schmecken
Auf dem Bild, am unteren Rand siehst Du den Feldsalat - Valerianella locustas, mit seinen keulenförmigen Samenständen. In der Mitte wächst Lanzenrittersporn - Delphinium ajacis heran und an den Birkenzweigen im Hintergrund klettert die Zuckererbse - Pisum sativum empor.
Der Feldsalat ist eine der ersten Kulturen, die schon im späten Frühjahr zur Samenreife kommen. Seine Körner reifen nach und nach ab und fallen dabei über mehrere Wochen heraus, was für die Saatguternte etwas Mehraufwand bedeutet.
Für einen Kleingärtner wie mich bringt es auch Vorteile mit sich, denn ich möchte, dass sich die Pflanzen selber wieder in meinen Beeten aussäen. Eine gesunde Pflanze hat das Potential, so große Mengen an Saatgut zu verteilen, dass schon im Herbst ein dichter Teppich von kleinen Pflanzen dort wachsen würde, wo sie geblüht hat. Das ist allerdings nicht mein Ziel, denn die Jungpflanzen entwickeln sich nur kümmerlich, wenn sie so starkem Konkurenzkampf unterliegen. Es bedeutet Stress für die jungen Pflänzchen, was sie in Ihr Entwicklung hemmt. Gleichzeitig ist die Ernte und häufig auch das Putzen aufwendiger. Mein Ziel ist es, kräftige und gesunde Pflanzen zu kultivieren.
Wenn ich in meinem Feldsalatbeet im Frühjahr einige Pflanzen blühen lasse, warte ich ab bis die ersten Körner aus den Samenständen rieseln. Jetzt beginne ich, diese mit einem Tuch oder mit einer flachen Schale zu sammeln, indem ich die Samenstände der Pflanzen vorsichtig darüber bewege. Es reicht aus, sie ganz sanft zu schütteln, die reifen Körner fallen sehr leicht aus und es lässt sich nicht vermeiden, das auch einige zu Boden gehen. Diese fege ich mit den Händen oder einem kleinen Rechen in die Nachbarbeete. Es kommt in erster Linie darauf an, das die Samen gut verteilt sind. Diesen kleinen Arbeitsschritt wiederhole ich, bevor ich die noch verbliebenen Pflanzen herausnehme.
Mit den gesammelten Körnern kann ich dann neue Beete anlegen, Freunde beschenken oder etwas Guerilla-Salat in meiner Umgebung verteilen.

Der Profi kultiviert Feldsalat in der ordentlichen Reihe. Er legt kurz vor der Samenreife alle Pflanzen vorsichtig auf eine Seite, so dass er auf der anderen Seite ein Tuch direkt bis an den Wurzelansatz der Pflanzen legen kann. Jetzt werden die Pflanzen auf das Tuch herübergelegt, möglichst ohne sie zu beschädigen. So kann das Saatgut in Ruhe abreifen und wenn das Wetter mitspielt, ist der Ernteaufwand gering. Zum Schluss werden die ganzen Pflanzen abgeschnitten, mit dem Tuch eingesammelt und die Samen dürfen noch einige Tage nachreifen und trocknen, bevor es in die Reinigung geht.

Geduld
Tugend und Herausforderung

Wenn die Schädlinge auftauchen, lohnt oft ein ganz genauer Blick, bevor Maßnahmen gegen sie in Angriff genommen werden. Natürlich ist es immer gut, die Pflanzen zu stärken, denn schwache Pflanzen werden zuerst befallen.
In meinem Garten ist es jedes Jahr im Frühling ein Holunder, der im Schatten des Hauses auf der Nordseite unseren Eingang schützt. In wenigen Jahren hat er es geschafft und ist aus dem Schatten heraus gewachsen, doch in der Vergangenheit sah er insbesondere wegen des Blattlausbefalls im Frühling manchmal etwas traurig aus.

Und jedes Jahr wieder kommen erst die Schädlinge und inzwischen auch zuverlässig die Nützlinge. Die Larven der Schwebfliege scheinen sogar den Ameisen gegenüber standhaft zu sein und entwickeln sich hier sehr gut. Die Geduld hat sich für den ganzen Garten gelohnt.

Wurzelfressern den Appetit verderben
In meinem Haus habe ich hervorragende Bedingungen zum vorziehen von Jungpflanzen. Ein sehr großes Südfenster mit breiter Fensterbank und am Haus dann noch ein kleines Gewächshaus.
Ich freue mich wie ein Kind vor Weihnachten, wenn es endlich los geht.
Es ist Mitte Januar - Vollmond - Paprika, Physalis und Peperoni möchte ich jetzt schon säen. Doch wie in jedem Jahr, insbesondere wenn die Winter mild sind, sehe ich regelmäßig Trauermücken im Haus. Das mag auch damit zusammenhängen, dass ich einige Pflanzen zum Überwintern herein hole. (Oder ich versuche Pflanzen zu retten, die ich im November durch “Keimtests” zu einer eher ungünstigen Jahreszeit gewonnen habe. Siehe Foto:) Die Mückenlarven jedenfalls scheinen sich zu jeder Jahreszeit gut zu entwickeln und etwas fressbares zu finden. Denn ihre geflügelte Form, "Imagines" genannt, lebt angeblich nur wenige Tage. Manche Arten scheinen sich auch deutlich schneller zu vermehren, als bei Wikipedia beschrieben.
Nun habe ich für mich Ringelblume und Tagetes als Helfer gegen diese Plage entdeckt. Auch wenn die Mücken schon da sind, überleben meine empfindlichen Januar-Sämlinge, meist sogar ohne zusätzliche Beleuchtung. Gelesen habe ich, dass Sowohl die Ringelblumen wie auch die Tagetes mit einem Lockstoff Wurzelschädlinge anziehen, um sie dann mit einem Wurzelgift zur Strecke zu bringen. Kingt für mich eindeutig nach fleischfressenden Pflanzen, denn die toten Insektenlarven werden dann umgehend zu Pflanzennahrung.
Ich kann dazu keine wissenschaftliche Aussage machen, es sind einfach meine guten Erfahrungen, die mich dazu bewegen, Euch zum Kauf von Tagetes zu bewegen. Ihr könnt auch Ringelblumensamen nehmen, davon sind aber gerade nicht so viele auf Lager, wie von der Tagetes.
Ringelblume keimt meist etwas schneller.
Grundsätzlich säe ich erst die schwierigen Nachtschatten-Gewächse. Diese brauchen in der Regel sehr hohe Keimtemperaturen von bis zu 28°C. Wenn die ersten Keimlinge schlüpfen säe ich dann die Ringelblume dazu. Ich gehe davon aus, dass die Trauermücken auch ein paar Tage brauchen um die Eier in die frische Erde, oder auch mal direkt an die Stengel der Keimlinge zu legen. Da ich hochwertige sterile Aussaaterde kaufe, können dort keine Eier oder Larven drinne sein. Die Ringelblumen keimen dann innerhalb von wenigen Tagen (3-5) und beginnen sofort mit Ihrer Aufgabe. (Tagetes brauchen schonmal ein-zwei Tag länger)
Wenn die Ringelblumen dann wachsen - schneller als Tagetes - und in der Regel viel schneller als die Jungpflanzen, die sie beschützen sollen, wird es natürlich eng in der Aussaatschale. Dann kneife ich den Trieb der Ringelblume so ab, dass nur noch wenige Blätter übrig bleiben. Manchmal lasse ich den Pflänzchen nicht mehr als die Keimblätter und sie überleben dass mühelos. Liegt sicher auch an der eiweißreichen Nahrung.
Soweit ist das meine Herangehensweise bei dieser Pflanzenschutz-Methode. Ich habe jetzt seit einigen Jahren nur noch sehr geringe Verluste bei meinen Jungpflanzen. Die Trauermücke hat in der Vergangenheit bei mir häufig viele Opfer gefordert und manchmal auch Totalausfälle verursacht. Häufig sterben Pflanzen auch nicht gleich ab, sie stagnieren im Wachstum und werden ganz langsam immer schwächer. Das kann auch noch nach dem Pikieren geschehen und ebenfalls auf einen Befall von Wurzelschädlingen hinweisen.
Probiert es aus und gebt mir gerne Euer Feedback dazu :-) Viel Erfolg
Markus